Im IQB-Bildungstrend 2016 wurden die Viertklässler an Deutschlands Grundschulen erneut getestet, wobei sich eine deutliche Verschlechterung gegenüber den Ergebnissen aus dem Jahr 2011 feststellen ließ. Im Bereich Mathematik verfehlte sogar jeder sechste den KMK Mindeststandart.

Mögliche Gründe für das schlechte Abschneiden sind der wachsende Lehrermangel sowie der hohe Anteil an fachfremden Hauptfachlehrkräften in Deutsch und Mathematik, der trotz der neuen Prüfungsordnung aus dem Jahr 2011 weiterhin besteht. Ein weiterer Faktor ist die heterogene Zusammensetzung der Grundschulklassen. Um diesen Aspekten entgegen zu wirken, existieren noch zu wenig modulbasierte Fortbildungsangebote mit Implementierungsphasen. Doch mithilfe der Mathe-Werkstatt kann genau an diesen Punkten angesetzt werden.

Das Ziel der beiden Mathe-Werkstätten (Lernzentrum Kinzigtal in Biberach / Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Offenburg) im Schulamtsbezirk Offenburg ist es, Mathematik praktisch und handelnd mit Hilfe von Lernmaterialien erfahrbar zu machen.

Den Mittelpunkt der Mathe-Werkstatt bilden die rund 30 verschiedenen Lernmaterialien für den Grundschulunterricht zu den Themenbereichen „Zahlen und Operation“, „Raum und Form“, „Messen und Größen“ sowie „Kombinatorik und Wahrscheinlichkeiten“. Diese Themenbereiche bilden die Grundlage für ein erfolgreiches Mathematiklernen in der Grundschule. So werden unter anderem das räumliche Vorstellungsvermögen der Schülerinnen und Schüler entwickelt und das Zahlenverständnis aufgebaut. Außerdem können die Kinder durch Handlungen an ausgewählten Materialien ein vertieftes Verständnis des Stellenwertsystems und der Grundrechenarten sowie ein sicheres Umgehen mit halbschriftlichen und schriftlichen Rechenverfahren erwerben. Die Kernidee beim Einsatz der verschiedenen Lernmaterialien ist der Aufbau mathematischer Grundvorstellungen. Diese werden durch einen professionellen Umgang mit dem entsprechenden Lernmaterial gefördert.

Vor Ort ist die Mathe-Werkstatt in verschiedene Stationen gegliedert, an denen die Lehrkräfte Material zu unterschiedlichen Themenbereichen finden und diese anhand von Lernumgebungen mit ihren Schülerinnen und Schülern ausprobieren können. Beim praktischen Arbeiten mit kleinen Problemlöseaufgaben, Legespielen und Angeboten zum mathematischen Experimentieren wird die Neugier der Lernenden geweckt, womit der Zugang zum Fach Mathematik neu gestaltet wird. Zum Einsatz innerhalb dieser produktiven sowie differenzierten Lernumgebungen kommen unter anderem Muggelsteine, Geobretter, Patternblocks, Rechenschiffchen, 100er Rechenrahmen und weitere vielseitig einsetzbare Lernmaterialien. Lehrkräfte, die mit ihren Schulklassen diese Lernmaterialien / Lernumgebungen ausprobieren möchten, können am Vormittag eine der beiden Mathematik-Werkstätten in ihrem Schulamt aufsuchen und zusammen mit Fachkräften diese im Klassenverband erproben. Alternativ können die Lernmaterialien als Klassensatz für eine bestimmte Zeitspanne für die eigene Klasse ausgeliehen werden.

Damit die Lehrkräfte die vielfältigen Materialien zielführend im Unterricht einsetzen können, bietet das Schulamt Offenburg zusätzlich drei Fortbildungsmodule an. Darüber hinaus können auf dieser Website didaktische Begleitmaterialien in Form von Lernumgebungen kostenfrei heruntergeladen werden.